Die Windkraftbranche hofft nach der von Bundestag und Bundesrat gebilligten Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) auf andere politische Akzente nach der Bundestagswahl 2017. Zwar sei jetzt eine Reform des EEG erfolgt. „Aber ich gehe davon aus, die nächste wird kommen. Wir werden uns jetzt rüsten und konstruktive Vorschläge schon für den Wahlkampf miteinbringen, wie man diese Energiewende besser umsetzen kann als das jetzt der Fall ist“, sagte der Geschäftsführer der Bremerhavener Windenergie-Agentur (WAB), Andreas Wellbrock.
Wellbrock kritisierte vor allem die zu hohen Hürden für den Mittelstand. Die geforderten Bürgschaften von über 100 Millionen Euro je Projekt seien für Mittelständler überhaupt nicht aufzubringen. „Das ist völlig weltfremd“, sagte er. Die Branche habe sich deshalb für europäisch vergleichbare Vorgaben von etwa 30 Millionen Euro als Bürgschaft stark gemacht. Er kritisierte vor allem die Barrieren für mittelständische Firmen. Die Agentur ist ein Unternehmensnetzwerk der Windkraftbranche.
«Das Ziel, das wir jetzt haben, ist die Bundestagswahl im nächsten Jahr»
Andreas Wellbrock, Geschäftsführer der Windenergie-Agentur
Die Reform tritt zum 1. Januar 2017 in Kraft. Wellbrock bemängelte, dass das Thema Netzausbau jahrelang von der Bundesregierung vernachlässigt worden sei. Mit Blick auf Ausbau-Begrenzungen sagte Wellbrock: „Das ist so, als würde man Automobilherstellern sagen, sie dürften keine Autos mehr bauen, weil die Autobahnen ständig voll sind und es überall Staus gibt.“
Kritik auch aus der Landesregierung in Hannover
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) kritisierte in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ die beschlossene Ausbaupause im Offshore-Bereich und auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD).
Wer die Energiewende will, braucht den Eckpfeiler Offshore, weil er doppelt so effektiv ist wie die Windkraft an Land.
Olaf Lies., SPD-Wirtschaftsminiter Niedersachsen
Gabriel habe sich von einer falschen Strategie lenken lassen. Lies befürchtet, dass nun eine Zeit droht, in der in deutschen Küstengewässern keine Windparks gebaut werden können. Dies bedrohe auch den Standort der norddeutschen Bundesländer, wo mit der Windkraft neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.
Quelle: www.radiobremen.de, 19.7.2016