Im ersten Halbjahr 2019 wurden in NRW gerade mal 14 neue Windräder errichtet. Im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen 2017 und 2018 entspricht das einem Einbruch um mehr als 80%.
Der Ausbau der Windenergie hat im ersten Halbjahr in Nordrhein-Westfalen ein Rekordtief der letzten 20 Jahre erreicht. So wurden laut Zahlen der Deutschen WindGuard, im Auftrag des Bundesverbandes Windenergie und VDMA Power Systems, im ersten Halbjahr 2019 gerade einmal 14 neue Windräder mit einer Leistung von 42 Megawatt (MW) in NRW errichtet. Zum Vergleich: In den ersten beiden Halbjahren 2017 und 2018 lag der Zubau mit gut 310 MW bzw. knapp 260 MW noch bei einem Vielfachen. Jan Dobertin, Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW): „Die Entwicklung gleicht einem Fadenriss und passt in keiner Weise zu den drängenden Ausbauerfordernissen der Energiewende. Besonders besorgniserregend aber ist, dass mit dem aktuellen Kurs der NRW-Landesregierung gegen die Windenergie dieser marginale Ausbau zur Normalität zu werden droht.“
So versucht die Landesregierung durch rechtlich nicht haltbare Vorgaben massive Einschränkungen für die Windenergie durchzusetzen. Der neue Landesentwicklungsplan, der kurz vor der Sommerpause im Landtag verabschiedet wurde, sieht einen pauschalen Mindestabstand zu Wohngebieten von 1.500 Metern und einen weitestmöglichen Ausschluss von Windrädern im Wald vor. Damit wird sich die Ausweisung neuer Flächen für die Windenergie in vielen Fällen erheblich verzögern und auf ein Minimum beschränken. Zugleich wird die Anzahl an gemeindlichen Fehlplanungen zunehmen.
Angesichts dieser negativen Perspektiven hilft es auch nicht, dass die Landesregierung mit aktuellen Genehmigungszahlen und dem bundesweiten Ausbaueinbruch argumentiert. Zwar wurden in NRW nach vorläufigen Angaben der Fachagentur Windenergie an Land im ersten Halbjahr 2019 noch rund 50 Anlagen mit knapp 200 MW Leistung genehmigt. Diese Projekte basierten aber im Wesentlichen auf dem windenergiefreundlichen Kurs der Vorgängerregierung. So haben Windenergieprojekte heute eine durchschnittliche Realisierungsdauer von mehr als fünf Jahren und werden dann oftmals durch langwierige Gerichtsverfahren weiter am tatsächlichen Bau gehindert.
Hinzu kommt, dass die Genehmigungszahlen im ersten Halbjahr 2019 nicht ausreichen, um die eigenen Ausbauziele der NRW-Landesregierung zu erreichen. So sieht die landeseigene Energiestrategie, die ebenfalls kurz vor der Sommerpause vorgestellt wurde, einen Ausbau der Windenergie von heute rund 5.800 MW auf 10.500 MW bis 2030 vor. Samt des notwendigen Ersatzes von Altanlagen entspricht dies einem Ausbaubedarf von mindestens 7.000 MW in den nächsten 10 Jahren. Mithin müssten also rund 700 MW oder auch gut 170 moderne Anlagen jährlich gebaut werden. „Selbst bei Abbau genehmigungsrechtlicher Hürden auf Bundesebene und einer bundesweiten Ausbauerholung ist beim besten Willen nicht ersichtlich, wie NRW mit seinen Einschränkungen diesen jährlichen Zubau erreichen will“, so Dobertin.
Zu den Zahlen der Deutschen WindGuard
Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW) vom 25. Juli 2019
www.lee-nrw.de
vgl. Wirtschaft entfesseln, Windenergie verhindern
s. Windenergie in NRW: Gutem Zubau droht abruptes Ende
vgl. LEP harter Rückschlag für Energiewende in NRW
mehr zum Themenkomplex: Christian Lindner wider Windenergie und Wirtschaft in NRW
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