WINDENERGIE: ETWAS MEHR IST AUCH ZU WENIG

Beim Windkraft-Ausbau in Nordrhein-Westfalen hat es im ersten Halbjahr einen leichten Aufschwung gegeben. Für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) ist dieses Plus zu wenig, wenn die Landesregierung ihre eigenen Pläne beim Ausbau Erneuerbarer Energien und beim Klimaschutz erreichen will.

Nach einer vorläufigen Analyse der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) sind landesweit 47 neue Windenergieanlagen mit zusammen 187 Megawatt (MW) Leistung in den ersten sechs Monaten dieses Jahres neu in Betrieb gegangen (Stand: 11. Juli 2021). Im gleichen Zeitraum sind einige ältere Anlagen abgebaut worden, sodass der Nettozubau 178 MW betrug. Die FA Wind wertet regelmäßig das von der Bundesnetzagentur betreute Marktstammdatenregister aus.

Bei den Neuinbetriebnahmen liegt Nordrhein-Westfalen nach der FA Wind-Auswertung im ersten Halbjahr im Bundesländer-Vergleich hinter Schleswig-Holstein (280 MW) und noch vor Brandenburg (171 MW) und Niedersachsen (142 MW) auf Rang zwei. Bei der Zahl der neu genehmigten Windprojekte kommt NRW sogar auf Platz 2, hierbei ermittelte die FA Wind 56 neue Anlagen mit 271 MW Leistung. Während der Windkraft-Ausbau bundesweit stagniert und die Zahl der Genehmigungen im Halbjahresvergleich sogar rückläufig ist (minus 9 %), kommt NRW jeweils auf ein Plus von um die 20 Prozent.

Für Reiner Priggen sind das lediglich statistische Momentaufnahmen: „Die Tendenz ist sicherlich leicht positiv, was erfreulich ist. Aber es ist immer noch viel zu wenig, um die Ziele der Landesregierung zu erreichen. Wir brauchen allein im Jahr 2023 mindestens eine Verdoppelung der Ausbauzahlen“, sagt der LEE NRW-Vorsitzende.

Diese Verdoppelung ist auch der eigene Anspruch der neuen schwarz-grünen Landesregierung. Beide Regierungsparteien hatten sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, in dieser Legislaturperiode zusätzlich mindestens 1.000 Windenergieanlagen errichten zu lassen. Bei der derzeit gängigen Generatorleistung der Windenergieanlagen von 6 MW bedeutet das für die fünfjährige Legislaturperiode einen Zubau von 6.000 MW, sprich 1.200 MW pro Jahr.

Für die angekündigte Windkraft-Offensive muss das Kabinett von Ministerpräsident Hendrik Wüst mehrere Gesetze ändern: „Wir erwarten von der neuen Landesregierung neben der schrittweisen Abschaffung des unsäglichen 1.000-Meter-Mindestabstandes eine schnelle Ausweisung zusätzlicher Flächen sowie eine Straffung der Genehmigungsverfahren. Die Einigung dazu im Koalitionsvertrag, die Antragsverfahren bei den Bezirksregierungen zu bündeln und mit mobilen Teams zu unterstützen, halten wir für richtig.“

An einem forcierten Windkraftausbau kommt die neue Landesregierung auch aus einem weiteren Grund nicht vorbei: NRW soll, so der Koalitionsvertrag, die erste klimaneutrale Industrieregion Europas werden. Der dafür notwendige grüne Wasserstoff muss, so die Forderung des LEE NRW, am besten im großen Stil im eigenen Land mit Erneuerbaren Energien – vor allem mit der Windenergie – hergestellt werden. Reiner Priggen: „Die Botschaft ist eindeutig: Nur wer Windenergie sät, kann Wasserstoff ernten!“

Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW) vom 12.7.2022
www.lee-nrw.de

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