Nach einer Analyse vom LEE NRW hat der Ausbau der Solarenergie 2022 wieder das Rekordniveau der Jahre 2010 und 2011 erreicht.
Mit neu installierten Solaranlagen mit einer Leistung von 913 Megawatt im vergangenen Jahr hat Nordrhein-Westfalen das Niveau der bisherigen Rekordjahre 2010 (891 MW) und 2011 (913 MW) wieder erreicht. Im Vergleich zum Jahr 2021 fiel das Plus mit knapp 40 Prozent deutlich aus, wie eine vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) vorgenommene Auswertung der Meldungen im Marktstammdatenregister zeigt.
„Es ist ein positives und überfälliges Signal, dass der landesweite Solarausbau unter anderem durch die von uns mit angeschobene Beratungsinitiative für die Photovoltaikanwendung in Industrie und Gewerbe wieder an Schwung gewonnen hat“, kommentiert LEE NRW-Geschäftsführer Christian Mildenberger die Bilanz des letzten Jahres. Als Folge der gestiegenen Energiepreise und dem Wunsch vieler Bundesbürger, sich mit eigenen Photovoltaikanlagen unabhängiger zu machen, hat es im vergangenen Jahr auch bundesweit einen Solaraufschwung gegeben. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur lag die neu installierte Leistung in Deutschland bei knapp 7.200 MW, nach 5.263 MW im Jahr zuvor (Plus von knapp 37%).
Nach Branchenberechnungen muss der Ausbau in diesem Jahr bei 11.000 MW liegen und in den darauffolgenden Jahren auf bis zu 22.000 MW steigen, damit das Ziel der Bundesregierung von 215.000 MW Solarenergieleistung bis zum Jahr 2030 erreicht wird. „Auch NRW muss seine Anstrengungen im Solar-Sektor deutlich steigern“, unterstreicht Mildenberger, „um die eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen, ist ein jährliches Plus von mindestens 2.000 MW Solarleistung unverzichtbar.“
Die LEE NRW-Analyse des Marktstammdatenregisters zu ausgewählten Städten zeigt, dass es im vergangenen Jahr teilweise einen starken Solarzubau gegeben hat. So verzeichnete Köln ein Plus von 14,2 MW, Dortmund von 10,0 MW und Essen von 8,6 MW. Unter den größeren NRW-Städten gab es lediglich ausgerechnet in der Landeshauptstadt Düsseldorf mit 6,5 MW eine Stagnation. Gemessen an der Einwohnerzahl liegen bei den vom LEE NRW ausgewerteten Städten Paderborn (11,4 MW) und Bielefeld (11,4 MW) sowie Münster (10,5 MW) an der Spitze.
Bei der Analyse der 2022er Ausbauzahlen in NRW fällt auf, dass die Zahl solarer Freiflächenanlagen nur ein Prozent umfasst, die Leistung aber gleichzeitig bei sieben Prozent liegt. „Bei großen Freiflächenanlagen hinkt NRW eindeutig hinterher“, moniert LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger, „in diesem Segment müssen wir schnell aufholen, da die Verdoppelung der jährlichen Ausbauleistung nicht ohne solare Freiflächenanlagen zu schaffen ist.“
Die nach derzeitigem Stand wohl größte solare Freiflächenanlage in NRW könnte in nächster Zeit im Westmünsterland entstehen. Das von der B&W Energy GmbH Co. KG betreute Vorhaben entlang der Bundesautobahn A31, auch bekannt unter „Energie-Allee A31“, sieht für den ersten Bauabschnitt eine Leistung von 65 MW vor. Mit zwei weiteren Tranchen könnte sich die Gesamtleistung auf 180 MW erhöhen. „Mit unserem Projekt setzen wir ein starkes Zeichen für Erneuerbare Energie in der Region. Mit einer Leistung von 65 MW könnte bereits der erste Bauabschnitt das größte PV-Freiflächenprojekt in ganz NRW sein“, beschreibt Manuel Wissing, Geschäftsführer der B&W Energy Projekt GmbH & Co. KG, die Dimensionen.
Die gesamten Investitionskosten für den geplanten Solarpark belaufen sich nach Unternehmensangaben auf rund 125 Millionen Euro. „Wir generieren damit eine Wertschöpfung von 372 Millionen Euro für unsere Region“, so Wissing. „Das Besondere an unserem Projekt ist, dass es ausschließlich von Heidener Bürgern betrieben wird. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer dezentralen und bürgergetragenen Energieversorgung.“ Dabei gehört es auch zu den Zielen, dass der erzeugte Solarstrom direkt an Haushalte und Gewerbebetriebe vor Ort geliefert werden soll.
Damit der Solarausbau in NRW so richtig an Fahrt gewinnt, muss die Landesregierung aus Sicht des LEE NRW schnell mehrere nach wie vor bestehende Hindernisse abbauen:
• Bei einer Vielzahl von aktuell geplanten solaren Freiflächenanlagen ist der geltende Landesentwicklungsplan (LEP), der eine solare Freiflächen-Nutzung im Außenbereich nur unter absolut restriktiven Bedingungen zulässt, ein massiver Verhinderungsgrund. Diese Bestimmungen müssten schnellstens geändert werden.
• Nach wie vor werden die reichlich vorhandenen Flächen in Industrie- und Gewerbegebieten für die Solarenergie nicht ausreichend genutzt. Dafür sollte im LEP ein neuer sogenannter Grundsatz eingeführt werden, der in Bereichen von gewerblicher und industrieller Nutzung die Errichtung von Erneuerbaren Energien als Regelfall vorgibt.
Solare Dachanlagen:
• Die Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten landesweiten Solarpflicht ist überfällig. Der erste Schritt, nämlich die Vorgabe für alle neuen öffentlichen Liegenschaften, sollte bereits zum 1. Januar 2023 erfolgt sein. Die gesetzlichen Grundlagen für eine Solarpflicht gibt es bislang noch nicht.
• Es muss für Solaranlagen eine endgültige Aufhebung der Abstandsregelungen zu sogenannten Brandwänden geben. Der Erlass von Dezember 2022 tendiert in die richtige Richtung. Was fehlt, ist die entsprechende Anpassung der Landesbauordnung.
Der LEE NRW fordert die Landesregierung auf, die Aktivitäten zum Ausbau der Solarstromnutzung schnellstmöglich zu forcieren. „Vor allem für die Freiflächenanlagen sind die Rahmenbedingungen im Zuge der Änderung des Landesentwicklungsplans deutlich zu verbessern, denn ohne Freiflächen-PV-Anlagen sind die eigenen Ziele der Landesregierung nicht zu erreichen“, betont LEE NRW-Geschäftsführer Mildenberger.
Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW) vom 14.2.2023
www.lee-nrw.de
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