Planungssicherheit für den weiteren Ausbau der Windenergie schaffen – Abstandsregelungen bei UKW-Drehfunkfeuern fachlich nicht mehr gerechtfertigt

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Derzeit geltende Abstandsregelungen für Windenergieprojekte zu UKW-Drehfunkfeuern der Deutschen Flugsicherung sind deutlich zu hoch. Das zeigen zwei Kurzstudien, die der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) heute veröffentlicht hat. Neben den Hindernissen in den Bereichen Regionalplanung sowie Natur- und Artenschutz stellen Schutzbereiche um Drehfunkfeuer einen bedeutenden Einschnitt in die für den Windenergiezubau zur Verfügung stehende Flächenkulisse dar. Dies muss nicht zuletzt angesichts der abnehmenden Bedeutung von UKW-Drehfunkfeuern dringend geändert werden.

„Der Grundstein für die Erreichung der deutschen Klimaschutzziele für die Jahre 2030 und 2050 ist ein kontinuierlicher und entschiedener Ausbau der Erneuerbaren Energien im Allgemeinen und der Windenergie im Speziellen. In den zurückliegenden Ausschreibungen für Windenergie an Land hat sich aber ein ernstzunehmender Genehmigungsstau offenbart, der zur Unterzeichnung einzelner Ausschreibungsrunden führte, den stabilen Ausbau der Windenergie an Land gefährdet und die angespannte Lage auf dem deutschen Heimatmarkt weiter verschärft. Ursächlich für diesen Genehmigungsstau ist neben Hemmnissen in den Bereichen Regionalplanung sowie Natur-und Artenschutz auch die Tatsache, dass weiterhin eine ganze Reihe von Projekten aufgrund von Schutzbereichen um Drehfunkfeuer der Deutschen Flugsicherung (DFS) sowie militärischen Belangen blockiert werden“, macht Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie, klar.

Sicherer Luftverkehr ist für den BWE ein hohes Gut, eigene Erhebungen zeigen aber, dass die derzeit geltenden Abstandsregelungen Reformbedarf aufweisen. Eine BWE-Abfrage aus dem Jahr 2015 kam etwa zu dem Ergebnis, dass 2.300 MW Windenergieleistung wegen Drehfunkfeuerkonflikten nicht realisiert werden konnten. Aufgrund der hohen Brisanz der Problematik hat der BWE in Zusammenarbeit mit ENERCON in den beiden aktuellen Studien

untersuchen lassen, wie in anderen Ländern mit der Thematik umgegangen wird und wie die aktuelle Prognosemethodik der DFS aus wissenschaftlicher Sicht zu bewerten ist.

Die Studien legen offen, dass in keinem der untersuchten Vergleichsländer ähnlich strikte Vorschriften bei UKW-Drehfunkfeuern (DVOR – Doppler Very High Omnidirectional Radio Range und VOR – Very High Omnidirectional Radio Range) angewendet werden wie in Deutschland. Während hierzulande 15 Kilometer Prüfbereich bei VOR gelten, reichen in Spanien zum Teil drei Kilometer, ohne dass dies erkennbaren Einfluss auf die Sicherheit des Flugbetriebs zu haben scheint. Auch hinsichtlich des zum Einsatz kommenden Analysetools zeigt sich, dass nahezu alle untersuchten Länder einen international akzeptierten Standard anwenden. Einzig die Deutsche Flugsicherung nutzt eine durchgängig umstrittene Eigenentwicklung, welche zu deutlich restriktiveren Vorgaben kommt. Es zeigt sich, dass die Bewertungsmethodik der DFS nachweislich wissenschaftlich fehlerhaft und obendrein für die Prognose möglicher Störungen durch Windenergieanlagen ungeeignet ist.

„Flächensicherung ist der Schlüssel für den langfristigen Ausbau der Windenergie an Land. Daher wirkt es befremdlich, dass die DFS weiterhin an im internationalen Vergleich nahezu einzigartig strikten Prüfbereichen festhält. Andere Länder machen vor, dass eine Reduktion der Prüfbereiche umsetzbar ist. Im Sinne der Transparenz sollte die DFS zudem internationale Standards sowie anerkannte Analysetools einsetzen“, kommentiert Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie, anlässlich der Veröffentlichung der Kurzstudien.

Zusätzlich verweist der BWE auf den  „Global Air Navigation Plan 2016 – 2030“ der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (International Civil Aviation Organization – ICAO). Dieser sieht vor, dass bis 2030 nur noch Flächennavigationsverfahren im Sinne der leistungsbasierten Navigation eingesetzt werden sollen. Dazu müssen rund 2.800 An- und Abflugverfahren neu konstruiert werden. Der Bestand an DVOR und VOR-Anlagen soll um bis zu 50% reduziert werden, und nur noch als Rückfall-System zur Verfügung stehen. Die frei werdenden Flächen stehen dann für andere Verwendungen zur Verfügung, etwa als Flächenpotenzial für die Windenergie. 

„Einen Abbauplan der derzeitigen Drehfunkfeuer oder zumindest ein erstes Konzept dafür hat die DFS bisher noch nicht vorgelegt. Auch hier verlaufen die Prozesse weitgehend intransparent. Die Windenergiebranche wünscht sich hingegen schnellstmöglich Planungs- und Investitionssicherheit zur zukünftigen Flächenkulisse“, so Hermann Albers.

Hintergrund:

UKW-Drehfunkfeuer (VOR/DVOR) gehören zu den bodengestützten konventionellen Funknavigationsanlagen. Sie werden von den Luftraumnutzern zur Positionsbestimmung im Rahmen von Instrumentenflugverfahren verwendet. Um die jeweiligen Drehfunkfeuer sind Prüfbereiche für Gebäude im Allgemeinen und Windenergieanlagen im Speziellen definiert. Befindet sich eine Windenergieanlage innerhalb dieses Bereichs, muss eine entsprechende fachtechnische Analyse zeigen, ob die mögliche Störung durch das Bauwerk noch für den Betrieb der Anlage akzeptabel ist. Das Anleitungsmaterial ist jedoch weder bindend, noch werden spezifische Aussagen hinsichtlich der anzuwendenden Berechnungsmethodik gemacht.

Im Rahmen der weltweiten Umstellung der Instrumentenflugverfahren (Streckenflug-, An- und Abflugverfahren) auf reine Flächennavigation nimmt die Bedeutung der UKW- Drehfunkfeuer mehr und mehr ab. Deutschland hat sich als Mitgliedsstaat der Europäischen Union dazu verpflichtet, die Navigationsverfahren bis zum Jahr 2030 so umzugestalten, dass primär Flächennavigationsverfahren mit Satellitennavigation zum Einsatz kommen sollen.

Quelle: BWE e.V., 16.4.2019
www.wind-energie.de

vgl. Deutlich mehr Windenergieprojekte durch Belange der Flugsicherung und des Wetterradars blockiert

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