Umfrage zeigt Stabilität der Branche – und nimmt Politik in die Pflicht
Positive Zukunftsaussichten für die Erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein sehen zwei Drittel von 104 Befragten aus der Branche – trotz Corona, trotz weiterhin schleppenden Ausbaus der Windenergie. Die besten Zukunftschancen sehen 54 % der der Unternehmen, die an der Umfrage
teilnahmen, beim Thema Wasserstoff. In diesen Bereich und in Digitalisierung wollen die meisten der Befragten investieren, 44 % von ihnen sogar über 100.000 Euro. Knapp die Hälfte der Befragten will
neue Mitarbeiter*innen einstellen, nur 7 % müssen jemanden entlassen. Die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH) und der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE SH) hatten die Umfrage in ihrem Firmen-Netzwerk beziehungsweise unter ihren Mitgliedern gestartet, 104 Befragte hatten teilgenommen. Von diesen ist über die Hälfte (56 %) nach eigenen Angaben in der Windenergie tätig, alle anderen in der Bio- und Solarenergie und in den mit der Branche verbundenen Dienstleistungen.
„Dass die Landesregierung in diesem Jahr bereits 77 Ausnahmegenehmigungen für den Bau neuer Windenergieanlagen erteilt hat, mehr als im gesamten Vorjahr mit nur 59 Genehmigungen, hat sicher
zu der positiven Stimmung beigetragen“, vermutet EE.SH-Projektleiter Axel Wiese. „Das Ergebnis der Umfrage ist insofern ein Lob an die Landesregierung, aber auch eine Verpflichtung. Denn auf die Frage, was die Firmen an Investitionen hindert, antwortete die Mehrheit, es läge an den politischen Rahmenbedingungen.“ EE.SH und LEE SH appellieren deshalb an die Landesregierung, die neuen Windenergie-Regionalpläne wie versprochen zum Jahresende abzuschließen und keinesfalls das
Moratorium zu verlängern, das den Neubau von Windparks – abgesehen von Ausnahmegenehmigungen – verhindert.
„Außerdem muss auf Bundesebene endlich etwas passieren“, ergänzt Reinhard Christiansen, Vorstandsmitglied des LEE SH. „Wir wissen seit Jahren, dass Wasserstoff für die Wärmewende und die Mobilitätswende sorgen kann, aber es muss grüner Wasserstoff sein, hergestellt mit erneuerbaren Energien. Damit das wirtschaftlich funktioniert, muss endlich die Doppelbesteuerung von Energiespeichern weg.“ Die Branche fordere bereits seit Langem eine umfassende Reform des
Erneuerbare-Energie-Gesetzes und des Energiewirtschaftsgesetzes, Vorschläge und Gutachten dazu wurden vom LEE SH und anderen Branchenverbänden bereits vorgelegt.
„Dass sich unsere Unternehmen trotz der verschleppten Reformen nicht entmutigen lassen, sondern positiv in die Zukunft blicken und zum Teil sogar Neueinstellungen planen, zeigt, dass die Erneuerbare-Energien-Branche ein Stabilitätsanker der Wirtschaft in Schleswig-Holstein ist“, fasst
Christiansen zusammen.
Die Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH) ist ein von der Landesregierung und der EU gefördertes Projekt der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland und der Wirtschaftsförderung und Technologietransfer SH. Der Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein e. V. vertritt Unternehmen,
Privatpersonen und Organisationen der Erneuerbare-Energien-Branche im nördlichsten Bundesland.
Quelle: EE.SH – Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein, 21.8.2020
www.ee-sh.de
vgl. ERNEUERBARE-ENERGIEN-BILANZ 2019 FÜR NORDRHEIN-WESTFALEN
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