Ökostrom billiger, aber noch nicht genug

Die erneuerbaren Energien haben weltweit deutlich zugelegt, obwohl die Investitionen in diesem Sektor zurückgegangen sind. Mit 161.000 Megawatt Nennleistung wurde ein neuer Rekordzubau erreicht.

Die USA wollen zwar aus dem Paris-Vertrag aussteigen – doch mit der Abkehr vom Klimaschutz riskieren sie ausgerechnet eine Top-Position im Energiesektor. Bei den Investitionen in Wind-, Solar und andere Öko-Energien liegen sie nämlich bisher mit an der Weltspitze.

Im vorigen Jahr erreichten die Vereinigten Staaten hier mit 46 Milliarden US-Dollar im internationalen Vergleich Platz zwei, überholt nur von China, das rund 78 Milliarden Dollar ausgab. Trumps Amerika verfügt damit global auch über die zweitgrößte installierte Erneuerbare-Energien-Leistung aller Länder. Hier ist China ebenfalls der Spitzenreiter.

Das alles geht aus dem Welt-Status-Report hervor, der jährlich vom Netzwerk REN21 (Renewable Energy Policy Network for the 21st Century) mit Sitz in Paris herausgegeben wird. Der Report gilt als „Bibel“ der Branche. Er wird am heutigen Mittwoch auf einer internationalen Regierungskonferenz in Peking veröffentlicht.

Der Bericht zeigt, dass die erneuerbare Energien weltweit deutlich gewachsen sind, obwohl die Investitionen in diesem Sektor zurückgingen. Es wurde mit 161.000 Megawatt Leistung ein neuer Rekordzubau erreicht; die gesamte installierte Leistung stieg um neun Prozent an. Knapp die Hälfte (47 Prozent) entfiel auf Photovoltaik, gefolgt von Windkraft (34) und Wasserkraft (15,5 Prozent). Gekostet haben die neuen Anlagen 2016 insgesamt 241 Milliarden Dollar, während für den geringeren Zubau im Vorjahr noch 312 Milliarden Dollar fällig waren (Unterschied: 23 Prozent). Das bedeutet: Es gibt mehr erneuerbare Energien für weniger Geld.

Ökostrom-Anlagen ohne Subventionen

Jüngste Nachrichten aus dem Sektor zeigen, dass der Trend weitergeht. So wurde in Italien vergangene Woche mit dem Bau mehrerer Solarkraftwerke begonnen, die ganz ohne staatliche Förderung auskommen. Hierzulande gewannen Konzerne jüngst bei zwei Offshore-Wind-Ausschreibungen mit Angeboten, die ohne Subventionen auskommen wollen.

Die Bundesrepublik lag bei den Investitionen im vergangenen Jahr im weltweiten Vergleich auf Platz fünf, bei der installierten Leistung auf Platz vier. Zu verdanken ist dieser noch relativ gute Stand vor allem dem hohen Windkraft-Zubau von rund 4.600 Megawatt. Das Wachstum der Photovoltaik war dagegen niedrig. Das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel von 2.500 Megawatt pro Jahr wurde mit 1.500 Megawatt noch deutlich unterschritten. Platz drei in der Weltliste nach China und USA erreichte Großbritannien, Platz vier Japan.

Erneuerbare Energieträger stellen laut dem Report in immer mehr Ländern die preiswerteste Option zur Stromerzeugung dar. So wurden in Dänemark, Ägypten, Indien, Mexiko, Peru und den Vereinten Arabischen Emiraten kürzlich Verträge für Ökostrom zum Preis von fünf US-Cent pro Kilowattstunde (4,4 Eurocent) oder weniger abgeschlossen. Strom aus neuen Kohle-, Erdgas- oder Atomkraftwerken ist dort teurer.

Energieexperten erwarten, dass sich die Kostensenkungen fortsetzen. Vivien Foster, Abteilungsleiterin bei der Weltbankgruppe, kommentierte, die Erneuerbaren hätten aufgrund des schnellen Ausbaus rund um die Welt von einer Kostensenkungsspirale profitiert, und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber konventionellen Energien verbessere sich immer weiter. Die „spektakulärsten Preise“ hätten sich durch Ausschreibungen ergeben, die sich in vielen Ländern wachsender Beliebtheit erfreuten.

Netze mit 100 Prozent Erneuerbaren funktionieren

Der Erneuerbaren-Boom hat wesentlich dazu beigetragen, dass der weltweite CO2-Ausstoß 2016 im Bereich der Kraftwerke und der Industrie nun bereits im dritten Jahr in Folge stabil blieb, obwohl die Weltwirtschaft um drei Prozent gewachsen ist. Trotzdem gilt: Die globale Energiewende vollzieht sich nicht schnell genug, um das 1,5-bis Zwei-Grad-Limit des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Hierfür ist nicht nur eine Stabilisierung, sondern eine möglichst schnelle Minderung der Emissionen in diesen Sektoren nötig, zumal sie in anderen Bereichen – vor allem Verkehr und Landwirtschaft – weiter ansteigen.

Entwarnung gibt der REN21-Bericht in Bezug auf die Sorge, dass die steigenden Anteile von fluktuierendem Wind- und Solarstrom mehr Blackouts verursachen werden. Zumindest ist es offenbar möglich, diese Gefahr mit flexiblen Maßnahmen im Stromnetz zu minimieren. So sei eine zunehmende Anzahl an Ländern in der Lage, zu Spitzenzeiten Netze mit nahezu oder sogar mehr als 100 Prozent erneuerbarem Strom erfolgreich zu managen. Das zeige, dass die Integration hoher Anteile variabler Öko-Energien auch ohne fossile oder nukleare Grundlast gelingen könne.

Die Internationale Energieagentur IEA wertete die Entwicklung im Stromsektor positiv. „Der Bericht von REN21 dokumentiert erstmals, wie Schlüsseltechnologien den Ausbau erneuerbarer Energien unterstützen und vorantreiben“, sagte Paolo Frankl, IEA-Abteilungsleiter für erneuerbare Energien. Als Beispiele nannte er Informations- und Kommunikationstechnologien, Speichersysteme, Wärmepumpen und Elektroautos.

Quelle: http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/23231-oekostrom-immer-billiger-aber-noch-nicht-genug
www.klimaretter.info vom 7.6.2017

vgl. Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch liegt bei 32 Prozent

s. EU-Kompromiss gefährdet schnellen Ausbau Erneuerbarer Energien

dazu EU-Energy Roadmap 2050 unterschätzt das Potenzial Erneuerbarer Energien