Kein einziges Gebot aus Nordrhein-Westfalen ist in der zweiten Ausschreibungsrunde für die Windenergie an Land erfolgreich gewesen. 63 Prozent der bezuschlagten Gebote entfallen alleine auf den Osten Deutschlands. Mit bundesweit 281 Geboten mit insgesamt 2.927 Megawatt (MW) Gesamtleistung war auch die zweite Runde deutlich überzeichnet.
„Die zweite Ausschreibungsrunde Wind an Land ist für NRW ein Fiasko. Sollte sich dies so fortsetzen, bedeutet das nichts Gutes für die Energiewende in NRW. Ob die Pläne der neuen Landesregierung hier schon ihre Schatten vorauswerfen, ist derzeit noch ungewiss. Klar ist allerdings: Die Rahmenbedingungen für die Windenergie in NRW dürfen nicht wie geplant auch noch verschärft werden. Während ganz Deutschland über Dieselgate und die Luftqualität in den Städten diskutiert, droht NRW – der deutsche Ballungsraum schlechthin – zurück in die Vergangenheit zu stolpern“, sagte Dipl. Ing. Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW.
Erfreulich ist, dass die Preisentwicklung bei den Erneuerbaren Energien unverändert deutlich nach unten geht. Während Strom aus neuen Kohlekraftwerken etwa 8 ct/kWh kostet, liegt der Preis für Windenergie im Binnenland bei nur noch 4,3 ct/kWh. Priggen ergänzte: „Der aktuelle Gebotspreis zeigt, dass die Windenergie ein Preisniveau erreicht hat, welches eine weitere Begrenzung des Ausbaus nicht rechtfertigt. Wir brauchen jetzt mehr Erneuerbare Energien, um den Herausforderungen von morgen, wie der E-Mobilität, zu begegnen!“
Mit einem Preisverfall von rund 25 Prozent zur vorangegangenen Ausschreibungsrunde zeigt sich der Markt allerdings konfus. Fragen nach spekulativen Geboten oder einer Marktbereinigung drängen sich auf, wie Fachleute der Branche vermuten: Über zwei Drittel des gesamten jetzt bezuschlagten Volumens entfällt auf sogenannte Bürgerenergieprojekte, hinter denen nur ein einziges Unternehmen steht. Hier scheint ein Systemfehler vorzuliegen, der dringend behoben werden muss, um die bisherige Akteursvielfalt und damit die Akzeptanz für die Energiewende nicht zu gefährden.
Ferner verstärkt sich auch die Kritik an den derzeitigen Privilegien der Bürgerenergie, auf die in dieser Runde 95 Prozent der Zuschläge entfallen. Diese Projekte sind noch überwiegend ohne Genehmigungen. Sollten diese nicht erteilt oder die Projekte um Jahre verzögert werden, sind Strukturbrüche absehbar. Bürgerenergieprojekte können sich mit der Umsetzung zwei Jahre länger Zeit lassen und bei der Gebotsabgabe mit einer noch nicht auf dem Markt etablierten Anlagentechnik kalkulieren. Demgegenüber stehen bereits genehmigte Anlagen heutiger Technik mit einer Gesamtleistung von weit über 1000 MW, die aufgrund fehlender Zuschläge nicht realisiert werden können.
Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW), 16.08.2017
www.lee-nrw.de
vgl. Zweite Ausschreibung für Windenergie an Land gestartet – Meldefrist 1. August 2017
vgl. Informationen zu Ausschreibungen Windenergie an Land
s. Bundesnetzagentur startet erste Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land
vgl. Bürgerenergie erhält in 1. Ausschreibungsrunde Wind an Land die meisten Zuschläge
s. Eckpunkten zu Ausschreibungen Wind an Land fehlt Mittelstandkomponente
s Gemeinsame Ausschreibungen für Wind an Land und Solaranlagen nicht systemdienlich