Stromübertragungsnetzbetreiber 50Hertz legt Geschäftsbilanz für 2018 vor
Der Nordosten Deutschlands ist weiter Vorreiter bei der Integration Erneuerbarer Energien in die Stromversorgung. Mit 56,5 Prozent stammte im vergangenen Jahr erneut über die Hälfte des verbrauchten Stroms in der Regelzone von 50Hertz aus regenerativer Erzeugung – 2017, als erstmals die 50-Prozent-Schallmauer durchbrochen wurde, lag diese Zahl bei 53,4 Prozent. Die installierte Leistung Erneuerbarer Energien stieg von rund 31,3 Gigawatt (GW) im Jahr 2017 auf 32,9 GW im Jahr 2018 an. „Wir sind stolz, mit diesem Spitzenanteil an Erneuerbaren unseren Beitrag zu einer erfolgreichen Energiewende leisten zu können“, sagte Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz, während der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens am 26. Februar 2019 in Berlin. Und dieser Anteil wird im Netzgebiet von 50Hertz weiter wachsen – auch mit Blick auf das von der Politik gesetzte Erneuerbaren-Ausbauziel von 65 Prozent für das Jahr 2030, das in der 50Hertz-Regelzone voraussichtlich schon 2021 erreicht wird.
Trotz des Zubaus von Erneuerbaren Energien in Höhe von 1,6 GW sanken die Engpassmanagementkosten im vergangenen Jahr deutlich: Die Strommengen und die Kosten für das Engpassmanagement – also für das Redispatch genannte Herauf- und Herunterfahren von konventionellen Kraftwerken sowie das Einsenken von Erneuerbaren-Energien-Anlagen zum Zwecke der Systemstabilität – haben sich im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr deutlich reduziert. Lagen die Kosten im Jahr 2017 in Summe noch bei 207 Millionen Euro, verzeichnete 50Hertz in 2018 nach vorläufigen Daten einen Rückgang um rund 100 Millionen auf ca. 105 Millionen Euro. Vor allem die Wirkung der Südwest-Kuppelleitung („Thüringer Strombrücke“) schlägt positiv bei den gesunkenen Engpassmanagementkosten zu Buche. Weitere Faktoren für diese positive Entwicklung sind die in Betrieb befindlichen Phasenschiebertransformatoren an den Grenzen zu Polen und Tschechien, mit denen Lastflüsse besser gesteuert werden können, optimierte Redispatchprozesse und geringere Stromexporte nach Österreich und Frankreich.
Infrastrukturausbau kommt voran
Auch beim Infrastrukturausbau gab es 2018 Fortschritte: Im Offshore-Bereich sind zum Beispiel im Projekt „Ostwind 1“ alle Seekabel zur Anbindung der Offshore-Windparks „Wikinger“ und „Arkona-Becken“ in der Ostsee nordöstlich vor Rügen seit letztem Jahr im Testbetrieb. Und auch beim Offshore-Projekt „Kriegers Flak Combined Grid Solution“ steht die Verbindung eines in dänischen Gewässern liegenden Windparks („Kriegers Flak“) mit einem in deutschen Gewässern liegenden Windpark („Baltic 2“) seit letztem Jahr unter Spannung und wird in 2019 ans Netz gehen. Im Onshore-Bereich wurden 2018 unter anderem die Phasenschiebertransformatoren an der deutsch-tschechischen Grenze in Betrieb genommen, ebenso wie zwei Umspannwerke in Lubmin und Ragow. Fortschritte gab es auch beim Gleichstromprojekt „SuedOstLink“ – hier wurden die Unterlagen zur Bundesfachplanung eingereicht und die europaweite Ausschreibung der Erdkabel gestartet.
Sehr gutes wirtschaftliches Ergebnis bei hohem Investitionsniveau
Mit einem Ergebnis nach IFRS in Höhe von 238 Millionen Euro war das Jahr 2018 ein wirtschaftlich herausragendes Jahr für 50Hertz (2017: 182 Millionen Euro). Finanzgeschäftsführer Marco Nix stellte die Ergebnisse des zurückliegenden Jahres im Einzelnen vor: „Auch infolge unserer Effizienzbestrebungen konnten wir im abgelaufenen Jahr ein sehr gutes Ergebnis verzeichnen“, so Nix. Die Gesamtleistung des Unternehmens stieg erstmals über zehn Milliarden Euro. Hauptbestandteil des Umsatzes waren die Erlöse aus der Abwicklung des Erneuerbaren-Energien-Geschäfts, die jedoch aufgrund der deutschen Vergütungs- und Umlagemechanik nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) einen ergebnisneutralen Posten darstellen. Der Umsatz aus dem Netzgeschäft lag im vergangenen Jahr bei rund 1,37 Milliarden Euro (2017: 1,33 Mrd. €).
In den vergangenen fünf Jahren hat 50Hertz bereits über drei Milliarden Euro ins Netz investiert, davon 492 Millionen Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Für die kommenden fünf Jahre bis 2023 plant 50Hertz Investitionen von rund 3,4 Milliarden Euro zur Transformation des Energiesystems, 420 Millionen Euro für das Jahr 2019. Insgesamt stehen für die Investitionstätigkeit bereits über 1,6 Milliarden Euro an Finanzmitteln zur Verfügung.
Politische und regulatorische Rahmenbedingungen weiter entwickeln
Einen Ausblick auf das laufende Jahr 2019 gab der technische Geschäftsführer Dr. Frank Golletz, der ab dem 1. März 2019 als Interims-CEO die Funktion von Boris Schucht mit übernehmen wird, der das Unternehmen Ende Februar verlässt. Golletz kündigte die Fortsetzung des ambitionierten Investitionsprogramms im On- und Offshore-Bereich an und verwies auf die Notwendigkeit, dass der politische und regulatorische Rahmen mit Blick auf die Umsetzung der Energiewendeziele und den daraus resultierenden Investitionen passgenau und innovationsfreundlich gestaltet sein müsse. Dies gelte insbesondere für die anstehende Novelle des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes, dessen Entwurf in die richtige Richtung gehe. Insgesamt sehe er seine Hauptaufgabe als Interims-CEO darin, für Stabilität und Kontinuität in der Führung von 50Hertz zu sorgen: „Wir werden mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter unseren Job machen und den Netzausbau in Deutschland im für die Energiewende notwendigen Maß umsetzen. Auch beim Thema Optimierung des Bestandsnetzes sind wir dabei, gute Fortschritte zu machen. Gesellschaft, Wirtschaft und Politik können sich darauf verlassen: 50Hertz wird weiter seinen Teil zum Gelingen der Energiewende beitragen. Unser Ziel ist und bleibt eine erfolgreiche Energiewende in einer nachhaltigen Welt“, so Dr. Golletz.
Quelle: 50Hertz Transmission GmbH , 26.02.2019
www.50hertz.com
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