Anfang 2015 hatte das Oberverwaltungsgericht die alten Regionalpläne für Windeignungsgebiete gekippt. Die Landesregierung habe damals „Hausaufgaben“ mit auf den Weg bekommen, sagte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am Dienstag. Mit den nun vorgestellten neuen Plänen betrachtet der Regierungschef diese Hausaufgaben als gemacht. Der Leiter des NDR Studios in Heide, Hanno Hotsch, kommentiert.
Kritik an den neuen Regionalplänen wird kommen, das ist sicher. Windmüller werden fordern, es müssten deutlich mehr neue Anlagen genehmigt werden. Gegner des Windkraftausbaus wollen weiter größere Abstände zu Wohnhäusern. Und viele werden kritisieren, dass nicht einfach der Bürgerwille reicht, damit neue Anlagen genehmigt oder verboten werden.
Übergeordnete Kriterien gelten überall gleich
Aber der bloße Bürgerwille reicht eben in Sachen Windenergie nicht aus. Es kann ja auch kein Einzelner eine Autobahn verhindern. Dabei geht es um übergeordnete Ziele der Gemeinschaft – und dagegen haben nur andere Interessen der Gemeinschaft Gewicht: Sauberes Wasser, Funkfeuer für die Luftfahrt, der Naturschutz, Militäranlagen. Und diese Kriterien gelten überall gleich.
Genau das hat die Landesregierung nun auf der gesamten Landesfläche für die Windenergie durchbuchstabiert und daraus die 354 Wind-Vorrangflächen abgeleitet. Ohne irgendwelche Einzelinteressen zuzulassen.
Das transparente Vorgehen verdient Respekt
Allein schon dieses Vorgehen verdient Respekt: Es ist transparent und öffentlich, ein guter Politik-Stil. Dazu gehört auch die Ehrlichkeit in Bezug auf Ziele und Zumutungen.
Das Ziel: in den nächsten zehn Jahren Atomstrom und fossil erzeugten Strom zu ersetzen. Die Zumutung: 3.600 Windräder müssen sich dafür drehen. Einige rücken nahe an Siedlungen heran, weil sonst der Platz in Schleswig-Holstein nicht reicht. Umgekehrt dürfen längst nicht überall Windmühlen entstehen, wo Windmüller das wollen. Und 1.300 Anlagen aus der ungezügelten Pionierzeit müssen abgerissen werden, wenn sie kaputt sind. Das sind die Zumutungen für die Windmüller.
Weiterer Pluspunkt des Kieler Windkonzepts: die Windkraftanlagen – und damit Gewinne und Lasten der Energiewende – verteilen sich nun etwas gleichmäßiger im Land.
Quelle: NDR, 6.12.2016
www.ndr.de
s. Windkraftpläne: Hoffen und Bangen in Gemeinden
vgl. Bremst der Bund Schleswig-Holsteins Windindustrie?
vgl. Schleswig-Holstein droht zum Windenergiemuseum zu verkommen
vgl. Windbranche in Schleswig-Holstein: Druck von zwei Seiten