Der Nationale Vogelschutzbericht 2019 bescheinigt einigen Vogelarten, die im Rahmen von Windkraftprojekten zu betrachten sind, gute Bestandsentwicklungen. Dazu gehören Großvogelarten wie Seeadler, Uhu und Schwarzstorch. Auch der Bestand des bekannten Rotmilans wird als „stabil“ eingestuft. Diese Arten profitieren von intensiven und meist speziell auf sie zugeschnittenen Schutzbemühungen, macht der Vogelschutzbericht deutlich.
Ein Drittel der Vogelarten sei hingegen im Bestand zurückgegangen. Betroffen seien vor allem bodennah lebende Vögel wie Kiebitz und Rebhuhn. Diese Entwicklung sei wesentlich auf die Intensivierung der Landwirtschaft, die Qualität von Wiesen und Weiden und den Rückgang des Nahrungsangebots zurückzuführen.
„Natur- und Artenschutz sind der Windenergiebranche ein großes Anliegen. Im Planungsprozess werden besonders wertvolle Flächen für den Natur- und Artenschutz ausgenommen. Auf den verbleibenden möglichen Vorhabengebieten werden durch faunistische Untersuchungen und Umweltverträglichkeitsprüfungen potenzielle Konflikte mit dem Natur- und Artenschutz identifiziert und im weiteren Planungsprozess entsprechend minimiert. Mit Kompensations- und Aufforstungsmaßnahmen werden die verbleibenden Eingriffe ausgeglichen“, kommentiert Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie.
Gemeinsam mit verschiedenen Umweltverbänden hatte der BWE weitere Vorschläge vorgelegt, wie das Naturschutzrecht konkretisiert werden kann, um Vogelarten effektiver zu schützen. Dazu gehören der Aufbau eines Bestandsmonitorings, die Erarbeitung anerkannter Standards im Genehmigungsverfahren, planerisch ausgewiesene Rückzugsräume sowie die Verankerung des Populationsansatzes zur Gefährdungsabwägung.
„Der BWE setzt sich für eine umweltverträgliche Energiewende ein. Windenergie und Artenschutz können miteinander in Einklang gebracht werden. Die Befunde des Nationalen Vogelschutzbericht bestätigen diese Einschätzung“, betont Albers.
„Der Nationale Vogelschutzbericht macht für viele Arten, die im Rahmen von Windkraftplanungen zu berücksichtigen sind, deutlich, dass andere Gefährdungsquellen wie die Reduzierung des Nahrungsangebots durch die Landwirtschaft, die Veränderungen in den Naturräumen oder Tourismus mehr Einfluss auf die Populationsentwicklung haben als die Windenergie. Dass einige Bestände nachweislich steigen, zeigt, dass die Naturschutzbemühungen der Branche erfolgreich sind. Diese Bemühungen wollen wir weiter intensivieren und setzen uns unter anderem dafür ein, dass auch die Ersatzgeldzahlungen vorrangig den windsensiblen Arten zugutekommen kann“, so Albers abschließend.
Einige Befunde für windsensible Arten aus dem Nationalen Vogelschutzbericht 2019 auf einen Blick:
Schwarzstorch:
- Bestand: 800 – 900 Brutpaare
- Populationstrend 1985 – 2016: Zunehmend
- Ausmaß der Zunahme: + 970 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Durchforstung der Baumschicht, Verringerung der Altholzbestände, Sport-, Tourismus und Freizeitaktivitäten
Rotmilan:
- Bestand: 14.000 – 16.000 Brutpaare
- Populationstrend 2004 – 2016: Stabil
- Ausmaß der Veränderung: + 10 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Umwandlung landwirtschaftlich genutzter Flächen, Umstellung von Mischwäldern auf Monokulturen, Windenergie einschließlich Infrastruktur
Seeadler:
- Bestand: 850 Brutpaare
- Populationstrend 2004 – 2016: Zunehmend
- Ausmaß der Veränderung: + 82 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Fällung von Einzelbäumen, Durchforstung der Baumschicht, Verringerung der Altholzbestände
Schreiadler:
- Bestand: 120 Brutpaare
- Populationstrend 2004 – 2016: Zunehmend
- Ausmaß der Veränderung: + 15 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Verringerung der Altholzbestände, Windenergie einschließlich Infrastruktur, Illegale Jagd
Schwarzmilan:
- Bestand: 6.500 – 9.500 Brutpaare
- Populationstrend 2004 – 2016: Stabil
- Ausmaß der Veränderung: + 0 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Modifizierung von Fließgewässern, Umwandlung von Mischwald auf Monokulturen, Fällung von Einzelbäumen
Uhu:
- Bestand: 2.900 – 3.300 Brutpaare
- Populationstrend 2004 – 2016: Zunehmend
- Ausmaß der Veränderung: + 62 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Windenergie einschließlich Infrastruktur, Stromleitungsbau, Straßen-, Wege-, Schieneninfrastruktur
Wiesenweihe:
- Bestand: 430 – 450 brütende Weibchen
- Populationstrend 2004 – 2016: Zunehmend
- Ausmaß der Veränderung: + 37 %
- Wichtigste Gefahrenquellen: Umwandlung landwirtschaftlicher Flächen, Problematische Pflanzen- und Tierarten, Umstellung von Mischwäldern auf Monokulturen
Hintergrund:
Der Nationale Vogelschutzbericht wird nach Artikel 12 der Vogelschutzrichtlinie alle sechs Jahre an die Europäische Kommission übermittelt, um den Zustand der Vogelarten in Deutschland zu dokumentieren. Der Bericht beinhaltet aktuelle Angaben zu Bestandsgrößen, Entwicklung der einzelnen Vogelbestände sowie deren Verbreitung zu 251 Brutvogelarten, 68 überwinternden und 34 durchziehenden Vogelarten mit über 20.000 Einzeldaten. Aus den Vogelschutzberichten der EU-Mitgliedstaaten sowie aus den Berichten zur Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat Richtlinie (FFH) erstellt die Europäische Kommission einen europaweiten Bericht über den Zustand der Natur (State of Nature Report).
Quelle: BWE e.V., 20. Dezember 2019
www.wind-energie.de
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