Musterhauspark und Innovationsschmiede

Deutschlands einziges kommunales Windtestfeld besteht seit 10 Jahren

„Andere mögen sich streiten, ob ein Windrad mit ungewöhnlicher Höhe oder Bauart bei ihnen errichtet
werden darf – hier in Nordfriesland stellen wir gern Platz für solche Prototypen bereit, um die Region
durch Innovationen und Arbeitsplätze voranzubringen. Das ist der Sinn und Zweck des Windtestfeldes Nord“, sagt Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen. Martina Carstensen vom Windtestfeld-Nord
erklärt: „Unseres Wissens sind wir das einzige überwiegend kommunal betriebene Windtestfeld in
Deutschland.“ Sie ist zusammen mit Holger Arntzen für die Geschäftsführung der Windtestfeld-Nord
GmbH zuständig, zu deren Gesellschaftern unter anderem der Kreis Nordfriesland, die
Wirtschaftsförderung Nordfriesland und die Standort-Gemeinde Südermarsch südlich von Husum
gehören.

Holger Arntzen erinnert sich an die Gründung der Windtestfeld-Nord GmbH im Februar 2013: „Das war
ein erster Erfolg nach jahrelangen Verhandlungen – aber den vorerst größten Erfolg hatten wir drei
Jahre später, als der Bebauungsplan mit den fünf Windkraftanlagen-Standorten vom Land und vom
Kreis genehmigt wurde. Das haben wir erreicht, weil von Anfang an die Gemeinde, Kreisverwaltung
und Landesbehörden an einem Strang gezogen haben.“ Karl-Jochen Maas, Bürgermeister der
Südermarsch, war sogar einer der Initiatoren der Windtestfeld-Idee und freut sich über seinen
„Musterhauspark für Windenergieanlagen.“ „Die Wirtschaftsförderung hat das Projekt vorangetrieben
und unter anderem die Hochschule Flensburg sowie die Messegesellschaft Husum ins Boot geholt. Das
Windtestfeld ist ja auch ein Schaufenster und Exkursionsziel für die Windmesse HUSUM Wind“,
berichtet Holger Arntzen weiter.

Test-Standorte, an denen neue Anlagen-Typen, neue Getriebe, Rotorblätter oder Zusatz-Techniken
wie bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung oder Flugobjekt-Erkennung ausprobiert und zertifiziert
werden können, sind rar. Deshalb müssen die Test-Anlagen im Windtestfeld-Nord nach 10 bis 12
Jahren den Platz für neue Prototypen frei machen. Und die werden durch einen Vergaberat streng
danach ausgewählt, wie innovativ sie sind und ob die Hersteller-Firma Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein schafft oder sichert. „Diese Gemeinwohl-Orientierung passt zu Nordfriesland. Wir haben uns
den Nachhaltigkeitskriterien der UN verpflichtet“, betont Landrat Lorenzen.

Zurzeit sind alle fünf Standorte auf dem Windtestfeld-Nord bis mindestens 2026 belegt, doch die
Geschäftsführung arbeitet an einer Erweiterung. „Die Windenergie-Regionalpläne sollen ohnehin
überarbeitet werden, weil Schleswig-Holstein mehr als zwei Prozent seiner Landesfläche für die
Erzeugung regenerativer Energie zur Verfügung stellen will. Im Zuge dieser Überarbeitung hoffen wir,
zusätzliche Test-Standorte genehmigt zu bekommen“, berichtet Martina Carstensen. Eine Anfrage des
Herstellers Vestas, der bisher nicht auf dem Testfeld vertreten ist und wegen seines Husumer Service und Ausbildungsstandorts sehr willkommen wäre, liegt vor. Das Husumer Gutachterbüro Bioconsult SH ist bereits mit Vogel-Beobachtungen in der Südermarsch beschäftigt – bisher mit positiven
Ergebnissen: Zwischen den fünf Windkraftanlagen, die zwischen 150 und 180 Meter hoch sind,
scheinen Gänse und Wiesenvögel sich wohl zu fühlen.

„Bei der Ausweisung des Testfelds gab es immer eine sehr gute Zusammenarbeit mit der
Landesregierung und den Landesbehörden. Ich bin mir sicher, dass wir diese Erfolgsgeschichte
fortführen können“, ist Florian Lorenzen überzeugt.

Weitere Informationen unter www.windtestfeld-nord.de

Quelle: Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH), 23.2.2023
https://ee-sh.de/

s. Ergebnisse des Roundtables: Zentrale Schritte für den Hochlauf der Windenergie

s. Flächen für die Energiewende: Wie die Bundesländer Raum für Erneuerbare Energien schaffen

s. Produktionshochlauf nachhaltig absichern!

vgl. GESUCHT Flächen und Projektrechte für Solarparks

s. STARTSCHUSS DER PLATTFORM KLIMANEUTRALES STROMSYSTEM: ERNEUERBARE IN DEN FOKUS

s. Globales Wettrennen um Solar-Giga-Fabs

s. STROMMARKTREFORM: EU MUSS VORAUSSETZUNGEN FÜR 100 PROZENT ERNEUERBARE SCHAFFEN

s. SOLARENERGIE AUF DEM DACH MUSS DAS NEUE NORMAL WERDEN

vgl. WIEDER MEHR SOLARENERGIE FÜR NRW

s. Beschleunigung von Verwaltungsgerichtsverfahren: Mehr Kühnheit!

s. NRW WINDENERGIE: ALLE 36 STUNDEN MUSS EINE ANLAGE ANS NETZ GEHEN

s. Ob die Kohle unter Lützerath im Boden bleibt, wird auch beim Windkraftausbau in MV entschieden!

s. „Die EU benötigt einen Investitions-Turbo“

vgl. Energiewende kommt längst nicht so schnell voran wie geplant – Investitionsvolumen niedriger als erwartet

s. STELLUNGNAHME ZUM NRW-AUSFÜHRUNGSGESETZ BAUGB

vgl. „Wind-an-Land-Gesetz” für beschleunigte Flächenausweisung: Länder in die Umsetzung und Nachbesserungen durch den Bund!