Dank vieler Anlagen auf privaten Dächern hat der dynamische Solar-Ausbau in NRW im ersten Halbjahr angehalten. Für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW wird die Zwischenbilanz allerdings weiterhin durch den schwachen Ausbau auf den Freiflächen getrübt.
Nordrhein-Westfalen entwickelt sich weiter zum Solar-Land – zumindest auf den Dächern: Wie eine vom Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) vorgenommene Auswertung der vorläufigen Meldungen* im Marktstammdatenregister zeigt, sind landesweit bis Mitte des Jahres rund 106.000 Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 1.059 Megawatt neu in Betrieb gegangen. Das liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahrszeitraums. Im Bundesländervergleich rangiert NRW nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach Bayern (Leistung: 1.841 MW) und Baden-Württemberg (Leistung: 1.096 MW) auf Rang drei.
„Es ist schön zu sehen, dass der Solar-Aufschwung in NRW weiter anhält. Die eigene Solaranlage gehört inzwischen zunehmend zur Normalität“, kommentiert LEE NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel die Zwischenbilanz. Die gestiegenen Energiepreise und der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger sowie von Industrie- und Gewerbebetrieben, sich mit eigenen Photovoltaikanlagen unabhängiger zu machen, sind für den LEE NRW nach wie vor die Hauptgründe für den anhaltenden Solar-Aufschwung.
Diese Entwicklung macht sich auch an der Zahl der kleinen Balkonkraftwerke bemerkbar: Über 42.000 Stecker-Solaranlagen, auf die immerhin etwa 4 % der neu installierten Leistung entfallen, haben landesweit im ersten Halbjahr erstmals Solarstrom erzeugt. Nach jüngsten Zahlen der Bundesnetzagentur ist damit etwa jedes fünfte Balkonkraftwerk, das bis zum 30. Juni im Marktstammdatenregister gemeldet worden ist, in NRW ans Netz gegangen**. Hans-Josef Vogel: „Das ist eine wirklich erfreuliche Entwicklung. Für viele Haushalte sind diese Mini-Solaranlagen ein Testballon, oft erfolgt danach der Kauf einer größeren Photovoltaikanlage.“
Nach der LEE NRW-Analyse sind bis Mitte des Jahres in den Kreisen Soest (57 MW), Steinfurt (54 MW) und dem Rhein-Erft-Kreis (51 MW) bislang die meisten Solaranlagen neu installiert worden. Bei den größeren, kreisfreien Städten gehören Dortmund (Leistung: 23,15 MW), Köln (Leistung: 20,75 MW) und Münster (Leistung: 13,15 MW) zu den Top 3 (Vollständige siehe Übersicht im Anhang).
Bei der NRW-Bilanz zum Solarausbau gibt es jedoch weiterhin einen bitteren Wermutstropfen: Die Zahl leistungsstärkerer und damit von den Erzeugungskosten günstigeren Freiflächenanlagen ist verschwindend gering. Im ersten Halbjahr entfiel auf dieses Segment lediglich etwas mehr als sechs Prozent der neu installierten Leistung. Insgesamt sind in diesem Jahr in NRW nur neun Freiflächenanlagen mit einer Leistung von mehr als 5 MW in NRW neu ans Netz gegangen.
Wie günstig auf Freiflächen Solarstrom erzeugt werden kann, haben die jüngsten Ausschreibungsrunden der Bundesnetzagentur gezeigt: Die Zuschläge für die erfolgreichen Gebote lagen im Durchschnitt bei knapp über 5 Cent pro Kilowattstunde – damit ist dieser Solarstrom die günstigste Form der Stromerzeugung und unverzichtbar für ein klimaneutrales Industrieland, das Nordrhein-Westfalen werden soll.
„Auch wenn NRW bei den jüngsten Solarausschreibungen für das sogenannte 1. und 2. Segment leichte Zuwächse verzeichnen konnte, muss bei den großflächigen Solaranlagen endlich mehr kommen“, fordert der LEE NRW-Vorsitzende Vogel. Er verweist auf die Solar-Strategie der Bundesregierung, wonach der künftige Solarausbau zur Hälfte auf Dachflächen und zur anderen Hälfte auf Freiflächenprojekte entfallen soll. „Davon ist NRW derzeit noch meilenweit entfernt“, so Vogel.
Damit das Tempo beim Solar-Ausbau im zweiten Halbjahr anzieht, fordert der LEE NRW zusätzlich:
- Neben der NRW-Taskforce Windenergie soll es eine neue Taskforce Solarenergie geschaffen werden, die hilft, dass mehr Flächen für Solar-Projekte ausgewiesen werden.
- Die Landesregierung muss dafür sorgen, dass die vorhandenen Potenziale auf Freiflächen, aber auch bei Agri-, Floating- (schwimmende Solarparks) oder Parkplatz-PV, an Autobahnen und Bundesstraßen viel besser genutzt werden.
- Informationskampagnen für die beschlossene Solarpflicht von Kommunen und Bürgern sind unverzichtbar, damit diese wichtige Initiative der Landesregierung erfolgreich umgesetzt wird.
LEE NRW-Vorsitzender Hans-Josef Vogel: „NRW steht vor einem Solar-Boom, der allerdings kein Selbstläufer ist. Notwendig ist deshalb noch mehr Unterstützung aus dem politischen Raum.“
- Die LEE NRW-Zahlen enthalten alle bis zum 30. Juli für NRW gemeldeten Solaranlagen. Nachmeldungen und Korrekturen können die Zahlen noch verändern!
** Wie viele Balkonkraftwerke bundes- und landesweit wirklich in Betrieb sind, ist nicht bekannt. Nach Branchenschätzungen werden allenfalls 20-30 Prozent der Mini-Anlagen im Anlagenregister angemeldet.
Solar-Ausbau NRW 1. Halbjahr 2024
Quelle: Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE NRW) vom 1.8.2024
www.lee-nrw.de
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