Solarspeicher und Elektromobilität sichern die Wirtschaftlichkeit – Technologien für die eigene Stromnutzung im Fokus der Fachmesse EnergyDecentral 2018
Sonnenstrahlen sorgen für Einnahmen – zumindest bei Landwirten, die erfolgreich auf erneuerbare Energien setzen. Doch mit der jüngsten EEG-Novelle stellt die Bundesregierung Betriebe, die sich ein zweites Standbein aufbauen wollen, vor neue Herausforderungen: Garantierte Einspeisetarife gibt es nur noch für Solarstrom aus kleinen Photovoltaikanlagen, größere scheiden aus dem Fördersystem aus. Der Paradigmenwechsel wirft viele Fragen auf. Antworten liefert die EnergyDecentral – die Internationale Fachmesse für innovative Energieversorgung, die zusammen mit der EuroTier vom 13. bis zum 16. November 2018 in Hannover stattfindet. Im Mittelpunkt stehen dabei Technologien, mit denen sich der eigene Strom nutzen lässt.
Wie viel eine schlüsselfertig installierte Photovoltaikanlage kosten darf, hängt von zwei Faktoren ab: Dem Stromertrag und der Rendite – und was Letztere betrifft, ändert sich die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen gerade grundlegend. Das Anfang 2017 in Kraft getretene novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beschränkt die staatlich festgesetzten Einspeisevergütungen auf Photovoltaikanlagen unter 750 Kilowatt Peak. Für alle anderen Anlagen – gleich ob auf Wohngebäuden, Nichtwohngebäuden oder Freiflächen – wird die fixe Vergütung von einem Ausschreibungsverfahren abgelöst. Da pro Kilowatt Peak durchschnittlich zehn Quadratmeter Fläche benötigt werden, dürfte ein Großteil der Aufdachanlagen landwirtschaftlich genutzter Gebäude nicht betroffen sein. Viele kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe müssen sich über die Novelle also kaum Sorgen machen. Für sie gilt weiterhin das bekannte EEG mit einer Vergütung über 20 Jahre.
Von der Volleinspeisung zur Eigenversorgung
Doch nicht für Landwirte mit großen Anlagen steigt die Attraktivität des Eigenverbrauchs gegenüber der Stromeinspeisung. Auch für kleine und mittlere Höfe ist der Einsatz von Solarstrom für die Beleuchtung, den Antrieb von Motoren in Fütterungsanlagen oder Ventilatoren schon heute Alltag. Ein intelligentes Lastmanagement sorgt dabei für die perfekte Verknüpfung von Photovoltaikanlage und Stalltechnik. Da die Solaranlage auf dem Dach nicht immer dann Strom produziert, wenn er auch benötigt wird, muss die überschüssige Energie für eine effiziente Versorgung gespeichert werden, um sie bei Bedarf abrufen zu können. Die Speicherung von Strom aus erneuerbaren Energien ist daher eine der auf der EnergyDecentral gezeigten Schlüsseltechnologien.
Sonnenkraft langfristig bunkern
Sinkende Kosten und immer leistungsfähigere Batteriespeicher bewirken, dass immer mehr landwirtschaftliche Betriebe die Vorteile eines Stromspeichers nutzen können. Noch ist der Markt überschaubar. Neben herkömmlichen Blei-Akkumulatoren sind es vor allem Lithium-Ionen-Akkus, die den überschüssigen Strom optional puffern oder in das öffentliche Netz einspeisen. Erste mit Salzwasser betriebene Akkumulatoren stehen Landwirten mittlerweile als weitere Alternative zur Verfügung. Mit zunehmender Marktgröße dürften auch Redox-Flow-Batterien wirtschaftlich an Attraktivität gewinnen, da sich ihre Kapazität unabhängig von der elektrischen Leistung skalieren lässt.
Reicht die Leistung von Batterie und Solaranlage allein nicht aus, versorgen Photovoltaik-Diesel-Hybridsysteme den Betrieb zuverlässig mit Strom. BD Power System beispielsweise installiert dafür zusätzlich zu den Solarmodulen in einen kompakten Container neben den Lithium-Ionen-Akkus zwei Generatoren und eine intelligente Steuereinheit. Damit sind Landwirte in der Lage, die Energieversorgung wichtiger Stallfunktionen und der Melkroboter permanent sicherstellen – autark von öffentlichen Stromnetzen.
Landtechnik meets E-Antrieb
Der nächste Schritt ist die Ankopplung der Nutzfahrzeuge an die hofeigene Stromproduktion, denn immer mehr Maschinenhersteller bringen den Elektroantrieb auf den Hof. Dank moderner Speichertechnologien und Batteriewechselkonzepte können Arbeits- und Ladezeiten weitestgehend parallel laufen. Die Aussteller der EuroTier und EnergyDecentral statten die elektrobetriebenen Fahrzeuge mit dem gleichen Leistungsspektrum aus, wie Dieselfahrzeuge. Bei dem Futtermischwagen TruckLine e.0 von Siloking sorgt beispielsweise ein 80-Volt-Gleichspannungsakku für ununterbrochenen Laufzeit im normalen Betrieb. Ebenfalls praxisreif ist der 1160 eHoftrac von Weidemann. Dank der neuen Batterie ist kein externes Ladegerät mehr nötig und die Maschine kann an jeder Steckdose mit 230 Volt geladen werden. Eine Akkuladung reicht für einen Arbeitseinsatz von zwei bis fünf Stunden, je nach Einsatzbedingungen.
Erneuerbare Energien im Live-Einsatz
Der Ausblick auf die EnergyDecentral zeigt: Photovoltaikanlagen mit reiner Stromeinspeisung sind ein Auslaufmodell. Moderne Komplettsysteme decken schon heute einen großen Teil des Strombedarfs im landwirtschaftlichen Betrieb ab, füllen Speicher oder tanken Elektrofahrzeuge. Wie weit fortgeschritten die dezentrale Energieversorgung in der Landwirtschaft ist und welche Herausforderungen mit der Umsetzung der Vision verbunden sind, davon können sich Besucher vom 13. bis 16. November auf dem Messegelände in Hannover einen Eindruck verschaffen. Begleitet wird das Fachprogramm durch eine moderierte Live-Show der DLG, die eine Stromtankstelle, die notwendige Netztechnik bis hin zu elektrisch betriebene Fahrzeuge sowie den Anschluss an den Betriebsstromkreis zeigt.
Quelle: DLG e. V., 16.01.2018
www.dlg.org