Die weltweite Nachfrage nach erneuerbarer Elektrizität wächst weiter rapide. Sie wird in erster Linie von der zunehmenden Erkenntnis der führenden internationalen Unternehmen getrieben, dass es dringend notwendig ist, einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten, und zwar durch den Wechsel von fossilen Energieträgern zu sauberer, erneuerbarer Energie.
Warum haben sich diese Unternehmen von passiven Zuschauern zu proaktiven Mitwirkenden verwandelt? Dieser Frage gehtTom Lindberg, Geschäftsführer von ECOHZ (Oslo, Norwegen) in diesem Standpunkt nach.
„Zweifellos haben die Veröffentlichung der ambitionierten nachhaltigen Entwicklungsziele der UN im September 2016 (Sustainable Development Goals) und der in Gang gesetzte Prozess, beim Umweltgipfel in Paris COP21 für 195 Länder eine gemeinsame Grundlage für den Kampf gegen den Klimawandel zu finden, zu einem Erwachen in den Vorstandsetagen geführt.
Dieser globale Hintergrund hat führende Unternehmen in verschiedenen Industrien dazu inspiriert, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, wobei die Definition einer klaren Nachhaltigkeitsagenda für ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit entscheidend ist. Darauf zu warten, dass andere vorangehen, ist keine Option. Notwendig ist ein Zusammenschluss, um ein gemeinsames Gewicht auf den Markt zu bringen.
Unternehmensinitiativen für Erneuerbare
In den vergangenen zwei Jahren sind weltweit mehrere Initiativen entstanden, viele mit ähnlichen Zielen, um den Zugang zu erneuerbaren Energien zu sichern und alle Betriebe zu versorgen. Die am weitesten reichenden Initiativen sind WeMeanBusiness und RE100. Die RE100-Initiative wurde von The Climate Group und CDP Carbon Disclosure Project gegründet und zählt heute 84 Unternehmen. Alle haben öffentlich zugesagt, 100 Prozent erneuerbare Energie zu nutzen, wobei sich eine große Mehrheit zur Umstellung auf erneuerbare Energie bis 2020 verpflichtet.
Bei der „Energiewende“ spüren wir alle, dass es um uns geht. Die Macht des Konsumenten wurde bisher sehr stark unterschätzt. Jetzt wird die Nachfrage der Konsumenten nach erneuerbarer Energie ernst genommen – noch mehr die gemeinsame Kaufkraft der Geschäftswelt. RE100 ist das erste Wellenkräuseln auf dem Wege zu einem Tsunami mit verheerender Kraft.
Dieser unternehmerische Tsunami breitet sich immer weiter aus, denn wöchentlich kommen neue Mitglieder hinzu, die sich den bestehenden Initiativen WeMeanBusiness und RE100 anschließen, um Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien zu erhalten. Wenn RE100-Unternehmen ihre Ambitionen in Sachen erneuerbarer Energie in ihren Lieferketten umsetzen, bekommt die Welle zusätzlichen Auftrieb.
Unternehmen suchen Alternativen zu fossiler Energie
In erster Linie fragen Unternehmen nach ihren Wahlmöglichkeiten, nach wirklichen Alternativen zu fossiler Energie, aber auch nach alternativen Pfaden, um Zugang zu erneuerbaren Energien zu erhalten. Obwohl diese Unternehmen gemeinsame Ziele bezüglich des Einsatzes erneuerbarer Energien verfolgen, unterscheiden sie sich doch stark darin, wie sie ihre Ziele erreichen möchten.
Das bedeutet, dass es keine Einheitslösung für alle gibt. Einige Unternehmen sind in der Position, ein langfristiges industrielles Konzept zu verfolgen und stellen daher Kapital und Ressourcen zur Verfügung, um neue Anlagen für „Off-Site Generation“ zu bauen. Andere möchten lieber Dachflächen „On Site“ für solare Erzeugung verwenden, während andere wiederum hauptsächlich an langfristiger Preissicherheit interessiert sind und sich dafür entscheiden, Power Purchase Agreements von erneuerbaren Kraftwerken zu verwenden. Aber auch mit einer Zunahme vieler neuer Optionen im Bereich erneuerbarer Energien wird eine große Mehrheit der Unternehmen sich dafür entscheiden, ihre erneuerbare Energie aus den lokalen Stromnetzen zu beziehen, entweder den gesamten Strom oder nur einen Teil.
Herkunftsnachweise gefragt
Wichtig für diese Unternehmen ist es, dass die Umstellung auf erneuerbare Energien glaubwürdig erfolgt, d.h. sie brauchen Garantien, dass der nun bezogene Strom auch tatsächlich aus Wind, Wasser, Biomasse oder Sonne produziert wurde und nicht aus fossilen Rohstoffen stammt. Unterstützung erhalten sie von unabhängigen Stakeholder und Berichtstandards wie CDP (Carbon Disclosure Project) und Greenhouse Gas Protocol.
Ein Hauptbestandteil, um solch eine Unterstützung zu ermöglichen, ist die Verwendung von standardisierten Nachweis- und Dokumentationswerkzeugen für erneuerbare Energie, die einen transparenten Herkunftsnachweis für die Beschaffung des erneuerbaren Stroms liefern. In Europa gibt es so einen Herkunftsnachweis, der auf Englisch Guarantees of Origin (GOs) genannt wird. Ein ähnliches System namens REC ist in Nordamerika verbreitet. Aufbauend auf Erfahrungen der letzten 15 Jahre in Europa und Nordamerika wurde der International REC Standard (I-REC-Standard) entwickelt. Der I-REC-Standard wird gegenwärtig in mehreren Ländern in Asien, Lateinamerika und Afrika eingesetzt.
Zusammen mit GOs und RECs werden I-RECs von wichtigen Unternehmen als „DER“ Weg anerkannt, um einen Herkunftsnachweis für erneuerbare Energien auszustellen. Dies ist eine großartige Entwicklung für zukunftsorientierte Unternehmen und ermöglicht auf einfache, glaubwürdige und standardisierte Weise, die Herkunft ihrer erneuerbaren Energie zu dokumentieren – in allen Geschäftsbereichen, auf allen Kontinenten.
Mit ihrer Zusage, vollständig auf die Nutzung erneuerbarer Energie zu setzen, verfolgen die Unternehmen ihren Weg sehr ambitioniert. Sie werden lokale Energieanbieter und Regierungen herausfordern und sie drängen, entsprechende Angebote an erneuerbaren Energien bereitzustellen.“
„Unterschätzen Sie niemals einen Tsunami. Dieser legt schnell an Schwung und Geschwindigkeit zu und hat bald genug Energie, um die globale Energielandschaft neu zu gestalten.“
Quelle: Solarserver
www.solarserver.de
vgl. Münster streicht Kohle das Taschengeld
vgl. COP21 umsetzen: Ausbauziele für Erneuerbare Energien erhöhen
s. EWEA chief tells COP21: Wind energy cheapest new power generation globally