Dynamik beim Zubau der Windenergie weiter zu gering

Die Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) hat heute ihre ausführliche Analyse des Windenergiezubaus im ersten Halbjahr 2022 vorgelegt. Die Zahlen der Fachagentur bestätigen dabei weitgehend die im vergangenen Monat publizierten Daten des BWE: Der Zubau bleibt knapp auf Vorjahresniveau, die Lage bei neuen Genehmigungen lässt deutlich zu wünschen übrig. Vor allem im Süden Deutschlands verstärken sich bestehende Probleme massiv.

„Es wird höchste Zeit, dass einige Bundesländer, allen voran Bayern, ihre Ablenkungsmanöver in der Energiepolitik endlich beenden. Die fast täglichen Rufe nach Laufzeitverlängerungen für Kernkraft oder einem neuen Anlauf beim Fracking aus München sollen nur von dem eigentlichen Problem ablenken: Bayern hat über Jahre hinweg den Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung im eigenen Bundesland behindert, besonders prominent mit der 10H-Regelung. Dies kritisiert inzwischen selbst die bayerische Energiewirtschaft. Im ersten Halbjahr wurden in Bayern nur drei neue Windenergieanlagen genehmigt, drei neue Anlagen gingen ans Netz. Es braucht jetzt dringend eine Kurskorrektur bei der Windenergie. In Bayern wären 4,6 Prozent der Landesfläche für die Windenergie nutzbar. Wenn dieses Potenzial erschlossen wird, ist es auch für Bayern noch nicht zu spät, die Wende zu schaffen“, kommentiert Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie BWE.

Der Zubau schwächelt jedoch nicht nur in Bayern. In Sachsen und Hessen gingen laut der Auswertung der FA Wind im ersten Halbjahr nur zwei neue Anlagen ans Netz, im ebenfalls sehr verbrauchsintensiven Baden-Württemberg nur fünf. Bei den Genehmigungen fällt das Bild differenzierter aus: hier kann zumindest Hessen mit 46 im ersten Halbjahr 2022 neu genehmigten Anlagen punkten.

BWE-Präsident Albers sieht bei der Sicherung des Zubaus nun vor allem die Bundesländer am Zug: „Lange Jahre haben die Länder beklagt, die Vorgaben des Bundes seien mangelhaft. Nun kann an den Ausbauplänen kein Zweifel mehr bestehen. Bis Ende 2021 befanden sich Windenergieprojekte im Umfang von rund 10.000 Megawatt (MW) noch im Genehmigungsverfahren. Wir appellieren dringend an die Länder, diese Projekte noch bis Ende des laufenden Jahres zu entscheiden. Damit kann das Ausschreibungsvolumen von 12,8 Gigawatt (GW) für 2023 befüllt werden und so die Energiewende sicher auf Kurs gebracht werden.“ Als Beispiel, dass eine solche Kraftanstrengung möglich ist, kann das Jahr 2016 dienen. Damals wurden 3.144 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 9.504 MW neu genehmigt, mehr als 5.000 MW davon allein im Dezember.

Auch beim Repowering sieht der BWE noch viel ungenutztes Potenzial. Etwa ein Fünftel der aktuell in Deutschland installierten Windenergieleistung ist bereits seit 16-20 Jahren am Netz und steht somit kurz vor dem Auslaufen der EEG-Förderung. Mittelfristig bietet sich die Chance, durch Repowering einen Zubau von bis zu 45 GW zu ermöglichen. „Repowering kann eine wichtige Brückenfunktion einnehmen, bis die anderen Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus ihre Wirkung entfalten können. Die Bundesregierung ist in der Verantwortung, die im Koalitionsvertrag angekündigten deutlichen Erleichterungen für das Repowering auf den Weg zu bringen“, so Albers abschließend.

Die Auswertung der Fachagentur Windenergie an Land finden Sie hier.

Quelle: BWE e.V., 3.8.2022
www.wind-energie.de

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