Quaschnings Videokolumne
Nächstes Jahr erreicht die Photovoltaik eine installierte Leistung von 52 Gigawatt. Dann wird die Förderung gestoppt – so will es die Bundesregierung. Eine Solarstromanlage auf ein Einfamilienhaus zu bauen wäre dann unwirtschaftlich. Mit dieser Politik werden die Klimaziele garantiert verfehlt.
Nächstes Jahr könnte das Fallbeil für den Ausbau der Photovoltaik fallen: Erreicht die installierte Solar-Leistung 52 Gigawatt, sinkt die Vergütung für eingespeisten Solarstrom bei neuen Photovoltaikanlagen auf null.
Das wird neue Solaranlagen auf Wohnhäusern wirtschaftlich komplett unattraktiv machen. Für Strom, der von da an ins Netz eingespeist wird, gibt es dann gar keine Vergütung mehr. Man darf den Solarstrom dann nur noch an seinen Netzbetreiber verschenken.
Im Gewerbebereich wird das dazu führen, dass die Größe neuer Anlagen durch alleinige Optimierung auf den Eigenverbrauch drastisch sinkt. Die Folge wäre ein Einbruch der Installationszahlen bei Photovoltaikanlagen im Dachbereich. Das Erreichen der Klimaschutzziele in Deutschland rückt damit in immer weitere Ferne.
Doch nur mit einem schnellen Ausbau erneuerbarer Energien lässt sich das Pariser Klimaschutzabkommen noch einhalten und die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen. Dafür darf es keine neuen Kürzungen bei der Photovoltaik mehr geben.
Eine stichhaltige Begründung für die Regelung gibt es nicht. Denn neue Photovoltaikanlagen sind inzwischen so preiswert geworden, dass auch ein massiver geförderter Ausbau keine spürbaren Kostensteigerungen für die Allgemeinheit verursachen wird.
Jetzt Lösungen einfordern
Der einzig plausible Grund für weitere Kürzungen ist der Wunsch, den Energiekonzernen ohne jede Rücksicht auf den Klimaschutz den Weiterbetrieb ihrer fossilen Kraftwerke zu ermöglichen. Denn der wäre bei einem schnelleren Ausbau der Photovoltaik gefährdet.
Der Kolumnist
Volker Quaschning ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. (Foto: Silke Reents)
Der 52-Gigawatt-Deckel bedroht nicht nur Solarunternehmen in Deutschland, die sich nach einem beispiellosen Verlust von 80.000 Arbeitsplätzen in den letzten Jahren gerade wieder anfangen zu erholen. Der Deckel torpediert auch sämtliche Klimaschutzbemühungen und damit die Interessen und die Lebensgrundlagen der jungen Generation.
Damit die Gefahr über die Fachwelt hinaus bekannt und die Öffentlichkeit informiert wird, ist es wichtig, dass sich die berechtigten Bedenken gegen den Deckel Gehör verschaffen, um die politisch Verantwortlichen mit dem Problem zu konfrontieren und Lösungen einzufordern.
Quelle: www.klimareporter.de, 21.3.2019
s. Breite Verbände-Allianz gegen Solardeckel
vgl. Solardeckel überschattet Sonderauktionen
s. Kohleausstieg erfordert Solar-Turbo