BWE Sachsen: Windenergie in Sachsen – Riesige Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit

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In den nächsten beiden Jahren werden in Sachsen wahrscheinlich mehr Windenergieanlagen abgebaut, als neue hinzukommen. Darauf verweist die Branche unter Berücksichtigung der aktuellen Ausschreibungsergebnisse, der schleppenden Fortschreibung der Regionalpläne und der Genehmigungslage. „Die Situation der Windenergie in Sachsen ist dramatisch“, erklärt Prof. Martin Maslaton, Vorsitzender des Bundesverbandes WindEnergie (BWE) in Sachsen. Will die Landesregierung ihre Klimaziele erreichen, muss sie reagieren.

Für ihre engagierten Klimaziele will die sächsische Landesregierung noch in dieser Legislaturperiode 200 bis 250 neue Windenergieanlagen errichten. „Von dieser Zielvorgabe sind wir meilenweit entfernt“, betont Maslaton. „Wir müssen derzeit davon ausgehen, dass bis 2022 sogar weniger Windenergie in Sachsen ans Netz angeschlossen sein wird als heute“, so Maslaton weiter.

Grund ist, dass ab Ende dieses Jahres viele Windenergieanlagen aus der EEG-Vergütung fallen, die 20 Jahre oder älter sind. Die Zukunft der meisten dieser Anlagen ist noch nicht geklärt, viele werden umweltverträglich abgebaut. Das betrifft Ende 2020 erstmals 354 Anlagen mit einer Leistung von 273 Megawatt (MW). Bis Ende 2024 fallen dann insgesamt 626 Anlagen mit einer Leistung von 637 MW aus der EEG-Vergütung.

Auch beim Zubau ist nach dem schlechten Jahr 2019 keine Besserung in Sicht: „Schon heute können wir absehen, dass auch 2020 nur wenige neue Anlagen in Sachsen errichtet werden“, so Maslaton. Das ergibt sich aus den Ausschreibungsergebnissen von 2019: Nur drei Gebote aus Sachsen mit einem Gesamtvolumen von 5,5 MW hatten einen Zuschlag in den bundesweiten Ausschreibungen erhalten. Nach dem Zuschlag kann eine Anlage dann in der Regel innerhalb der nächsten 24 Monate errichtet werden.

„Derzeit gibt es in Sachsen kaum Windprojekte, die die nötigen Genehmigungen haben, um überhaupt an den Ausschreibungen teilzunehmen“, erklärt Maslaton. Auch in der ersten Ausschreibungsrunde 2020 hat keine Anlage aus Sachsen einen Zuschlag erhalten.

„Damit können wir schon heute absehen, dass wir bis Ende 2021 keinen nennenswerten Zubau von Windenergie in Sachsen haben werden“, erklärt Maslaton die einfache Arithmetik. „Zwei Jahre der laufenden Legislaturperiode sind damit schon verschenkt. Will die Landesregierung mit ihren Klimazielen nicht krachend scheitern, muss sie schnell auf die Neuausweisung von Gebieten für Windenergieanlagen drängen.“

Für viele aussichtsreiche Windprojekte fehlt es an der notwendigen Planungsgrundlage. Die geltenden Regionalpläne sind veraltet und die in der Fortschreibung befindlichen Pläne stützen sich noch immer auf energie- und klimapolitische Zielsetzungen aus dem Jahr 2012.


Hintergrund:

Im Jahr 2017 wurden in Sachsen rund 2,16 TWh/a Windenergie erzeugt. Im Ländervergleich liegt Sachsen damit auf einem der letzten Plätze. Der Ausbau der Windenergie ist in den vergangenen Jahren nahezu zum Erliegen gekommen, 2019 wurden in Sachsen gerade einmal 5 Windenergieanlagen neu errichtet.

Gleichzeitig hat die Koalition engagierte Ziele für den Schutz des Klimas und den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Sachsen ausgegeben und setzt dabei vor allem auf Windenergie. Laut Koalitionsvertrag soll sich das Energie- und Klimaprogramm Sachsen (EKP) an „einem zusätzlichen Ausbau von 10 Terrawattstunden (TWh) Jahreserzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 orientieren. Für 2024 orientieren wir uns an einem Zubau-Zwischenziel von 4 TWh, von dem der Hauptteil durch Windenergie gewonnen werden soll.“

Ein Zubau um knapp 4 TWh/a Windenergie bis 2024 wäre deutlich mehr als eine Verdopplung der bisher insgesamt in Sachsen installierten Windenergie. Aus der Genehmigungssituation und den Ausschreibungsergebnissen wird deutlich, dass wir bis Ende 2021 netto allerdings eher mit einem Rückbau rechnen müssen. Damit bleiben der Landesregierung gerade einmal drei Jahre, um ihre ambitionierten Ziele zu erreichen.

Quelle: BWE e.V., 8.6.2020
www.wind-energie.de

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