Erneuerbaren-Branche diskutiert Auswirkungen des neuen EEG
Husum / Kiel (iwr-pressedienst) – Netzengpassregion heißt das neue Reizwort für Schleswig-Holsteins Windbranche. Zusätzlich zum massiven Systemwechsel von der festen Vergütung hin zu Ausschreibungen kommen nun auf den letzten Metern der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) neue Vorschläge zur Regionalisierung des Windenergieausbaus an Land in die Diskussion: In so genannten Netzengpassregionen soll kurzfristig nur noch die Hälfte des Durchschnittszubaus erlaubt sein, ohne dass ein Netzengpass genau definiert wäre. In Schleswig-Holstein wären wahrscheinlich die Kreise Nordfriesland, Dithmarschen und Ostholstein betroffen, wo derzeit die meisten Abregelungen von Windparks erfolgen. In diesen Regionen befinden sich aber auch die ertragsreichsten und somit kosteneffizientesten Standorte. Eine solche Netzengpass-Regelung käme einem Ausbaustopp gleich.
„Wir brauchen den kontinuierlichen Windzubau an Land, um die UN-Klimaschutzziele zu erreichen und unter zwei Grad Klimaerwärmung zu bleiben“, sagt Dr. Ingrid Nestle, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR). „Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der dafür notwendige Netzausbau müssen stringent und mit der Akzeptanz der Menschen fortgesetzt werden. Parallel brauchen wir mehr Möglichkeiten, Strom aus Erneuerbaren zu nutzen statt abzuschalten.“
Die Landesregierung arbeitet aktuell an beiden Themen. Zum einen an der Planung und Genehmigung neuer Hochspannungsleitungen, damit der produzierte Windstrom in große Verbrauchszentren wie Hamburg und Süddeutschland fließen kann. Für die sogenannte Westküstentrasse zwischen Niebüll und Brunsbüttel führte sie innerhalb von 18 Monaten einen Planfeststellungsbeschluss herbei.
Das ist Rekord im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Die neue Stromleitung soll bereits 2018 fertiggestellt sein. Zum anderen hat die Landesregierung den Vorschlag über den Bundesrat eingebracht, nicht benötigten Wind- und Solarstrom durch zuschaltbare Lasten zu nutzen, damit die Energie nicht abgeregelt werden muss. Die zuschaltbaren, flexiblen Verbrauchseinheiten können zum Beispiel Stromspeicher oder Wärmeerzeugungseinheiten sein. „Wir fordern die Bundesregierung auf, mit den Ländern über konstruktivere Lösungen, die schon auf dem Tisch liegen, zu diskutieren und die Windbrache nicht noch weiter zu verunsichern“, sagt Dr. Nestle.
Die Staatssekretärin berichtet beim EE-Community-Treffen in Husum am Donnerstag, 26. Mai 2016, vom aktuellen Stand der Beratungen über das EEG sowie die Vorschläge der Landesregierung. Das EE-Community-Treffen ist ein Netzwerktreffen von Vertretern der Erneuerbare-Energie-Unternehmen aus Norddeutschland.
Das EE-Community-Treffen wird von der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH), einem vom Land geförderten Projekt zur Unterstützung der EE-Branche, organisiert.
Weitere Informationen unter www.ee-sh.de
Quelle: iwr.de vom 19. Mai 2016