- Zubau im Gesamtjahr 2020 in Deutschland ist mit 1.431 MW oder 420 Anlagen deutlich zu niedrig, obwohl die Steigerung zum Vorjahr etwa 46 Prozent beträgt.
- Bund-Länder-Kooperationssauschuss für mehr Flächen und Genehmigungen muss schnellstmöglich Arbeit aufnehmen und Maßnahmen durchsetzen.
- EEG-Entschließungsantrag beinhaltet für das Wahljahr wichtige Impulse. Die begrenzten Flächenverfügbarkeit erfordert eine Repowering-Strategie.
- Onshore-Windenergie bildete im Jahr 2020 mit fast 20 Prozent den größten Anteil aller Energien an der Bruttostromerzeugung und sichert fast 100.000 Arbeitsplätze und 15 Milliarden Euro Umsatz.
Im Gesamtjahr 2020 wurden in Deutschland 1.431 Megawatt (MW) oder 420 Onshore-Windenergieanlagen errichtet. Dies ergibt sich aus der aktuellen Erhebung der Deutschen WindGuard im Auftrag von BWE und VDMA Power Systems. Zwar hat damit der Zubau im Vergleich zum Jahr 2019 um 46 Prozent zugelegt, allerdings reicht die Menge weder für die Klimaziele noch für den steigenden Bedarf der Industrie nach klimaneutraler Energie. Das zum Jahresende 2020 verabschiedete EEG 2021 sieht bis 2030 ein Ausbauziel der Onshore-Windenergie von 71 Gigawatt (GW) vor. Mit Bezug auf das erhöhte EU-Treibhausgas-Minderungsziel strebt das Bundesumweltministerium die Erhöhung des Ausbauziels auf 95 GW an. Umso mehr ist eine zügige Umsetzung von Maßnahmen für mehr Flächen und Genehmigungen notwendig.
„Wir haben mit dem Marktwachstum im Jahr 2020 zwar den ersten Schritt aus der Talsohle erreicht, dennoch klaffen Anspruch und Wirklichkeit beim Zubau zu weit auseinander: der langfristige Ausblick auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ist positiv, kurzfristig bleibt jedoch eine schwerwiegende Diskrepanz zwischen Ausschreibungsvolumen und Genehmigungen. Das muss sich im laufenden Jahr unbedingt ändern, denn mit der geplanten Anhebung der EU-Klimaziele muss auch der Ausbau der erneuerbaren Stromversorgung noch weiter steigen. Die Dekarbonisierung der Industrie und die Sicherung der Versorgung kann nur mit weiterem Zubau gewährleitet werden. Zum Erreichen der Ziele brauchen wir jährlich Genehmigungen für 5.000 – 6.000 MW“, sagte Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems.
Hohe Erwartungen in den Kooperationsausschuss aus Bund und Ländern
„Dreh- und Angelpunkt für Wettbewerb in den Ausschreibungen sowie für den notwendigen deutlichen Anstieg beim Zubau bleiben die Bereitstellung von Flächen und die Genehmigung von Projekten. Die Erwartungen in den Bund-Länder-Kooperationsausschuss sind groß. Die Länder müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Vor allem im Süden beobachten wir mit Sorge den stockenden Ausbau der Windenergie. Daneben ist die vollständige Umsetzung der Aufgabenliste des Bundeswirtschaftsministeriums erforderlich, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Flächen zu öffnen. Wir müssen künftig den Blick noch deutlicher auf ausreichend Flächen und Genehmigungen für den Nettozubau fokussieren, denn für das Erreichen der Energiewendeziele braucht es den kontinuierlichen Anstieg der installierten Leistung“, ergänzte Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie (BWE).
Für das Jahr 2021 prognostizieren die Verbände auf Basis der bezuschlagten Projekte einen Ausbau von 2.000 – 2.500 MW – Voraussetzung für die Erreichung des oberen Prognosewertes sind störungsfreie Abläufe in den Lieferketten und auf den Baustellen. Insbesondere offene Grenzen sind für die Branche elementar. Mit dem Ausbau müssen auch Transportgenehmigungen und -infrastrukturen bereitstehen.
EEG-Entschließungsantrag muss zeitnah umgesetzt werden
Das EEG 2021 bietet gute Ansatzpunkte, die stellenweise nachgebessert werden müssen. Es liefert Planungssicherheit für im Schnitt fast 4.000 MW Ausschreibungsvolumen pro Jahr bis 2028. Wie im Entschließungsantrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD gefordert, muss die Anpassung der Ausbauziele schnellstmöglich im Frühjahr 2021 umgesetzt werden.Das EU-Klimaschutzziel und der erhöhte Strombedarf für elektrische Anwendungen und Power-to-X Anwendungen müssen in den Ausbaupfaden berücksichtigt werden. Alle Maßnahmen, die zu mehr Projekten führen, müssen Priorität bekommen.
Mit Blick auf das Wahljahr 2021 sprechen sich beide Verbände für die Fortsetzung des Pro-Wind-Kurses der Politik aus. Es braucht einen politischen Rahmen in Europa und Deutschland, der Investitionen in Technologieführerschaft und Standorte anreizt. Ansonsten drohen nicht nur die Verfehlung der Klimazielerreichung, sondern verstärkte Investitionen der Industrie im außereuropäischen Ausland.
„Es gilt unbedingt zu vermeiden, dass das Superwahljahr 2021 zu einem kurzfristigen regulatorischen Stillstand führt. Den Forderungen aus dem Entschließungsantrag zum EEG muss zeitnah nachgekommen werden. Besondere Aufmerksamkeit gilt es auf das Repowering zu legen. Es braucht eine durchgehende Repowering-Strategie, die die Bestandsflächen berücksichtigt und für die Zukunft sichert. Deutschland kann der europäische Leitmarkt für die Erneuerung des Anlagenparks werden und hier starke Impulse setzen“, erläuterte Hermann Albers.
Matthias Zelinger betonte abschließend die Leistungsfähigkeit der Industrie: „Die Windenergiebranche hat in der Corona-Krise enorme Widerstandsfähigkeit bewiesen und hatte einen stützenden Charakter für die Wirtschaft insgesamt. Windenergie an Land hat mit knapp 20 Prozent im Jahr 2020 den größten Anteil aller Energien an der Bruttostromerzeugung in Deutschland bereitgestellt. Die deutsche Windindustrie setzt mit immer noch knapp 100.000 Beschäftigten im Bereich Onshore-Windenergie weit über 15 Milliarden Euro überwiegend im Export um. Wir können mehr und wenn man die Branche lässt, dann kommt da auch noch viel mehr!“
Rekordzubau von Windenergie an Land weltweit trotz Pandemie
Für das Jahr 2020 geht der Global Wind Energy Council nach ersten Berechnungen trotz Pandemie von einem Anstieg der weltweiten Installationen um 36 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Mit rund 82 GW neuer Windenergiekapazität stellt der Zuwachs im Jahr 2020 einen neuen Rekord dar. Dieser wurde ganz wesentlich getrieben von einem Zubau von über 45 GW in China.
Zahlen im Überblick:
Status des Windenergieausbaus an Land | Leistung | Anzahl Anlagen |
Brutto-Zubau Gesamtjahr 2020 | 1.431 MW | 420 |
Davon Repowering | 339 MW | 102 |
Abbau Gesamtjahr 2020 | 222 MW | 203 |
Netto-Zubau Gesamtjahr 2020 | 1.208 MW | 217 |
Kumulierter Anlagenbestand am 31.12.2020 | 54.938 MW | 29.608 |
Den kompletten Factsheet der Deutschen WindGuard zu den Ausbauzahlen für Wind an Land 2020 finden Sie hier.
Über den Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)
Als Mitglied im Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) vertritt der BWE mit seinen über 20.000 Mitgliedern die gesamte Branche. Gemeinsam sorgen Hersteller, Zulieferer, Projektierer, spezialisierte Rechtsanwälte, die Finanzbranche sowie Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Bau, Service/Wartung sowie Speichertechnologien, Stromhändler, Netzbetreiber und Energieversorger dafür, dass der BWE zu allen Fragen rund um die Windenergie Ansprechpartner für Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Medien ist.
Über VDMA Power Systems
VDMA Power Systems ist ein Fachverband des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA e.V. Der Fachverband vertritt im In- und Ausland die Interessen der Hersteller von Windenergie- und Wasserkraftanlagen, Brennstoffzellen, thermische Anlagen und Speicher. Für sie alle dient VDMA Power Systems als Informations- und Kommunikationsplattform für alle Themen der Branchen wie Energiepolitik, Gesetzgebung, Marktanalysen, Messen, Normung, Standardisierung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Quelle: BWE e.V., 26.1.2021
www.wind-energie.de
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